Geschichte der Vertretung Finnlands in Berlin

Im Jahre 1999 kehrte die Botschaft von Finnland aus Bonn an ihren alten Standort nach Berlin-Tiergarten zurück. Die Adresse in der Rauchstraße 1 ist jedoch nur ein kleiner Abschnitt in der Geschichte der Vertretung Finnlands in der deutschen Hauptstadt. Im Laufe der historischen Veränderungen war das Land hier an insgesamt 12 Adressen mit Botschaft, Handelsvertretung oder Generalkonsulat präsent.

Vor der Einrichtung einer offiziellen Vertretung existierten in Berlin in den Jahren des ersten Weltkriegs zwei Büros, die in Not geratenen Finnen halfen, die Finnland in Deutschland bekannt machten und die die Aktivisten der finnischen Unabhängigkeit in ihrem Wirken unterstützten. Das erste war das sog. Wetterhoffsche Büro, die Finnländische Kanzlei, in der Landgrafenstraße 20, das zweite das Finnländische Büro in der Nürnberger Straße 14/15.

An die Stelle der Büros trat die erste offizielle Gesandtschaft des unabhängigen Finnland. Nach Anerkennung der Unabhängigkeit durch Deutschland kam Edvard Hjelt als erster Gesandter nach Berlin. Er arbeitete zunächst unter einfachen und bescheidenen Verhältnissen in seiner Suite im Hotel Fürstenhof am Potsdamer Platz. Im Februar 1918 wurde in der Nähe des Lützowplatzes, in der Wichmannstraße 28, eine möblierte Fünfzimmerwohnung gemietet und an der Tür ein Schild mit der Aufschrift „Finnische Gesandtschaft“ angebracht. Aus Platzgründen zog die Gesandtschaft in die Landgrafenstraße 13, ein von einem kleinen Park umgebenes villenartiges Gebäude. Im Jahre 1919 bezog die Gesandtschaft ein neues Domizil in der Alsenstraße 1, ganz in der Nähe der norwegischen und der dänischen Repräsentanz. Das ursprünglich für die Botschaft der Vereinigten Staaten vorgesehene Haus wirkte schon von außen feierlich und beeindruckte die finnischen Besucher in den 20er Jahren innen sowohl durch seine hohen Räume und Säulen als auch durch die antiken Möbel.

Im Jahre 1938 musste die finnische Gesandtschaft erneut umziehen, da das Gebäude in der Alsenstraße abgerissen werden sollte. Hitler hatte vor, die ganze Stadt neu zu gestalten. Als zentrales Bauwerk war eine riesige Kuppelhalle an der Stelle geplant, an der sich u.a. die finnische Gesandtschaft befand. Die dreihundert Meter hohe Kuppel dieser größten Versammlungsstätte der Welt sollte kilometerweit zu sehen sein. Finnland wurde ein Gebäude an der Ecke Rauchstraße/Friedrich-Wilhelm-Straße (heute Klingelhöferstraße) angeboten, in zentraler Lage und mit einem dreimal größeren Grundstück als in der Alsenstraße. Der erste Stock mit Saal, Speisezimmer und Herrenzimmer eignete sich vorzüglich für Repräsentationszwecke. Der zweite Stock ließ sich als Privatwohnung des Gesandten einrichten. Deutschland sicherte zu, für alle Reparatur- und Umbauarbeiten sowie für die Umzugskosten aufzukommen. Die Einweihungsfeier war für Ende August 1939 geplant, fand jedoch wegen des Beginns des zweiten Weltkrieges nicht statt.

Während der Kriegsjahre herrschte in der Gesandtschaft reger Betrieb. Finnische Politiker, Militärs, Geschäftsleute und Künstler kamen bei einem Aufenthalt in Berlin gern auch zu einem Essen in die Rauchstraße, wo seit Juni 1940 Prof. T. M. Kivimäki als Gesandter der Gastgeber war.

Am Nachmittag des 22.11.1943 wurde Alarm gegeben: Bomber der Alliierten hatten die Reichsgrenze überflogen. Gleich zu Beginn des Luftangriffs wurde die finnische Gesandtschaft von Brandbomben getroffen. Wegen des heftigen Bombardements konnte das Feuer nicht gelöscht werden. Nach dem Bombenangriff inspizierte Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop die Schäden im Diplomatenviertel und versprach, Deutschland werde ein neues Gesandtschaftsgebäude für Finnland bauen lassen. Zunächst musste die Gesandtschaft jedoch in das etwa 70 Kilometer von Berlin entfernte Schloss Molchow bei Neuruppin verlegt werden. Die Zeit in Schloss Molchow, einer Villa im englischen Stil, beschränkte sich auf ein knappes Jahr. Im September 1944 brachen die Beziehungen zwischen Finnland und Deutschland ab, und das Gesandtschaftspersonal kehrte nach Finnland zurück.

Im September 1948 wurde Gesandtschaftsrat Toivo Heikkilä zum Leiter der Ständigen Handelsvertretung Finnlands in Berlin ernannt. Er richtete die Vertretung zunächst in dem von Russen betriebenen Intourist-Hotel „Krausenhof“ in der Krausenstraße 8 ein. Das Außenministerium und Heikkilä befassten sich mit Plänen für die Instandsetzung des alten Gesandtschaftsgebäudes in der Rauchstraße 1, die nun zum britischen Sektor gehörte. Es wurde jedoch bald deutlich, dass die im sowjetischen Verwaltungsgebiet tätige Handelsvertretung auch ihren Standort im sowjetischen Sektor haben musste. Von sowjetischer Seite wurde angeordnet, den zweiten Stock des Gebäudes Ecke Leipziger Straße 112 und Mauerstraße 12 der Handelsvertretung zur Verfügung zu stellen. Die damalige Kanzleigehilfin Marja-Liisa Linkoaho erinnert sich an die Gegebenheiten Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts: „Der obere Teil des Gebäudes lag in Trümmern, es war bombardiert worden. Es hatte nur zwei bewohnte Etagen. Blanke Stahlträger ragten hervor, darüber lag eine Art Behelfsdach. Die Wohnung von Generalkonsul Wanne lag im selben Stock wie die Vertretung und umfasste etwa zweihundert Quadratmeter. Die Räume waren gespenstisch groß, ein wenig ungemütlich. Wir hatten drei kleine Zimmer: eins für den Leiter, eins für den Gesandtschaftssekretär und ein kleines Kämmerchen für mich.”

Als die Handelsvertretung in Berlin 1973 Botschaftsstatus erhielt, bezog sie neue Räumlichkeiten. Die Kanzlei der Botschaft wurde im zweiten Stock eines modernen Bürogebäudes in der Otto-Grotewohl-Straße 3 untergebracht. Im März 1975 erhielt sie in der Nähe der Straße Unter den Linden in der Schadowstraße 6 bessere Räumlichkeiten und befand sich nun in äußerst zentraler Lage. Eine repräsentative Residenz stand erst ab Februar 1984 im Stadtbezirk Karlshorst in der Stühlinger Straße 14/15 zur Verfügung. Auf dem Grundstück wurde auch eine aus Finnland eingeführte Blockbohlensauna aufgestellt. “Die Bedeutung der Sauna für die Repräsentation, ja sogar für die Pflege der Beziehungen zum Gastland nimmt ständig zu”, hob Botschafter Osmo Kock schon 1977 hervor.

Das alte finnische Gesandtschaftsgebäude im britischen Sektor West-Berlins blieb jahrzehntelang in dem Zustand, in den es die Bombardierung im November 1943 versetzt hatte. Das finnische Außenministerium verkaufte das Grundstück im Dezember 1976 an die Baugesellschaft Neue Heimat Berlin. Das in West-Berlin gegründete Generalkonsulat nahm im Sommer 1988 seine Tätigkeit mit der Anschrift Kurfürstendamm 183 auf. Eine Residenz für den Generalkonsul befand sich in der Matterhornstraße 42 in Zehlendorf, wo zahlreiche Diplomaten wohnen. Später wurde dies die Residenz des Botschafters von Finnland. Heute befindet sich die Botschaftsresidenz am Leipziger Platz in Berlin Mitte.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das Generalkonsulat in West-Berlin im Oktober 1990 mit der in Ost-Berlin tätigen Botschaft zusammengelegt. Es entstand das finnische Generalkonsulat in Berlin. Die Kanzlei des Generalkonsulats wurde in den Räumlichkeiten der ehemaligen Botschaft an der Schadowstraße untergebracht, während die Handelsabteilung die Räume am Kurfürstendamm bezog, in denen später das Außenhandelsbüro Finpro seinen Sitz hatte. 1996 zog die Vertretung an das Lützowufer, nur ein paar Straßenzüge entfernt von der Rauchstraße und dem dort bald entstehenden neuen Botschaftskomplex der nordischen Länder. Pekka Harttila, der finnische Generalkonsul in West-Berlin, schrieb im Februar 1990 nach Helsinki: "Meiner Ansicht nach müssen wir uns darauf einstellen, dass Berlin die Hauptstadt des vereinten Deutschlands wird, in die auch das Auswärtige Amt umzieht. In diesem Fall braucht die finnische Botschaft sowohl eine Kanzlei als auch eine Residenz in Berlin."

In Übereinstimmung mit den Instruktionen seines Ministeriums erinnerte Harttila den Regierenden Bürgermeister von Berlin an das alte Gesandtschaftsgelände an der Rauchstraße. Das Grundstück gehörte inzwischen dem Berliner Senat, der Pläne für den Bau eines World Trade Centers und eines luxuriösen Wohnungskomplexes entwickelt hatte. Schließlich ging das Quartier im Jahr 1995 in das Eigentum Finnlands, Schwedens und Dänemarks über. In den Außenministerien der nordischen Länder war ein paar Jahre vorher mit der Erörterung eines gemeinschaftlichen Botschaftskomplexes begonnen worden. Am 20.10.1999 wurden die Botschaften und das Gemeinschaftshaus in Anwesenheit der Staatsoberhäupter der nordischen Staaten und des deutschen Bundespräsidenten feierlich eingeweiht.

Geschichte der finnischen Auslandsvertretung in Hamburg

Die erste finnische Auslandsvertretung in der Hansestadt begann ihre Tätigkeit im Jahre 1918, als ein von der Botschaft in Berlin bevollmächtigter Mitarbeiter die Leitung des Amtes übernahm.

Bis zum Jahre 1925, als das Generalkonsulat offiziell in Hamburg gegründet wurde, wurde die Vertretung von einem Sekretär, einem Honorarkonsul und zuletzt von einem gesandten Konsul geleitet. In den 30er Jahren wechselten sich Konsuln und Generalkonsuln als Leiter des Konsulats ab.

In der Zeit vom 31.12.1939 - 31.9.1940 blieb das Konsulat geschlossen, bis seine Tätigkeit dann am 4.9.1944 nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen der Länder vollkommen eingestellt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges waren sämtliche Honorarkonsulate in Deutschland, einschliesslich der annektierten Gebiete, dem Generalkonsulat in Hamburg unterstellt.

Im Mai 1950 nahm die Auslandsvertretung in Hamburg ihre Tätigkeit zuerst als Zweigstelle der Handelsvertretung in Frankfurt, später Köln, wieder auf. Als Leiter der Vertretung wurde anfangs ein Kanzleibeamter, später ein Vizekonsul und ab 1961 ein Generalkonsul ernannt. Als Finnland und Deutschland 1973 wieder diplomatische Beziehungen aufnahmen, bekam die Vertretung auch offiziell wieder den Status eines Generalkonsulats.

Im Laufe der Jahre hat sich der Amtsbezirk des Generalkonsulats geändert. Nach einem Beschluss des finnischen Außenministeriums vom 29.9.1999 umfasste der Amtsbezirk zuletzt die Bundesländer Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Das Generalkonsulat wurde am 31.8.2013 geschlossen.