Tommi Mäkynen wird neuer finnischer Honorarkonsul in Zürich – «Es ist spannend, auf neue Weise mit der finnischen Gemeinschaft in Kontakt zu treten»

Das finnische Honorargeneralkonsulat in Zürich wird im Januar 2021 mit Tommi Mäkynen einen neuen Honorarkonsul erhalten. Der Architekt Tommi Mäkynen, der sowohl in Zürich als auch in Helsinki arbeitet, möchte in seinem neuen Amt Schweizer/innen und Finnen/innen aus Wirtschaft und Kultur zusammenbringen und freut sich auch darauf, die schweizerisch-finnische Gemeinschaft kennenzulernen. Wir haben Tommi ein paar Fragen gestellt

Tommi Mäkynen
Tommi Mäkynen

Erzähl uns etwas über Dich, wer ist Tommi Mäkynen?

Ich bin ein 48-jähriger Finne und seit kurzem auch Schweizer Staatsbürger. Ich bin Vater von zwei Kindern im schulpflichtigen Alter und arbeite als Architekt in Zürich und in Helsinki. Wir haben unser eigenes Büro namens helsinkizurich.

Ich komme ursprünglich aus der Hauptstadtregion Helsinki, wurde in Vantaa geboren und habe in Helsinki und Kauniainen gelebt. Ich habe viel Zeit im Ausland verbracht, als Kind in Nordafrika und als Student in Madrid und Rotterdam.

 

Was ist Deine Verbindung zur Schweiz?

Meine Mutter und meine Schwiegermutter haben in ihrer Jugend hier bei der Schweiz gearbeitet, aber ansonsten habe ich keine früheren Verbindungen zur Schweiz. Es ist die Summe der Zufälle, dass ich hier bin. Im Jahr 2005 kam ich für ein Jahr hierher, als ich an der ETH vom Institut für Architektur angefragt wurde, um Stadtplanung zu unterrichten. Hier traf ich meine Frau Mirjam, die ebenfalls seit einem Jahr an der ETH war. Sie ist aus München, also sind wir hier auf sogenanntem neutralem Boden geblieben.

 

Du lebst also bereits seit 15 Jahren in der Schweiz. Wie hast Du deine Verbindungen zu Finnland aufrechterhalten?

Ich spreche mit meinen Kindern Finnisch, wir kochen mit meiner Familie finnisches Essen und wir haben viele finnische Produkte - insbesondere Design und Kunst – bei uns zu Hause. Wir haben guten Kontakt zu meinen Eltern, meiner Schwester und meinen Freunden, die in Finnland leben. Ich arbeite auch viel in der Hauptstadtregion Helsinki, ungefähr alle zwei Monate. Ich habe eine gute Situation, wenn das Büro, die Eltern, die Schwester und die Freunde alle in Helsinki sind. Mit meiner Familie machen wir jedes Jahr Ferien in Finnland, entweder im Winter oder im Sommer.

 

Was hast Du vor deiner Ernennung zum Honorarkonsul getan?

Ich habe mein Studium als Architekt an der Technischen Universität Helsinki abgeschlossen. Anschliessend unterrichte ich Architektur und Stadtplanung in ganz Europa: in Düsseldorf, Helsinki, Stockholm, Moskau, Kiew, Zürich. Ich habe auch als Forscher gearbeitet, aber in den letzten Jahren war ich zunehmend mit der Führung des Architekturbüros sowie den verschiedenen Planungsaufgaben beschäftig, da ich einer von den drei Partnern von helsinkizurich bin. Dadurch sind auch immer mehr verantwortungsvolle Aufgaben dazu gekommen wie z.B. die Teilnahme an Jurys sowie verschiedene Expertenaufgaben. Das Architekturbüro verfügt über ein wirklich vielfältiges Arbeitsfeld, von Städtebau über Gebäudedesign bis hin zu Innenarchitektur.

In den letzten Jahren gab es aber auch mit zwei kleinen Kindern genug zu tun, aber jetzt habe ich wieder Zeit für neue Aufgaben. Die Anfrage zum Honorarkonsul kam für mich zwar überraschend, passte aber gut in diese Situation.

 

Warum wolltest Du Honorarkonsul werden?

Am meisten interessiert mich wohl die Vernetzung von Menschen - die Möglichkeit, meine bestehenden Netzwerke in der Schweiz und in Finnland zu nutzen und sie mit neuen Netzwerken zu verbinden. Ich möchte die kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit fördern und als Vermittler und Entwickler fungieren. Kooperationsmöglichkeiten könnten z.B. aufgrund unserer Digitalisierungs- und Schulungskompetenz gefunden werden, und auch die Schweiz hat viel zu bieten, beispielsweise bei der Gestaltung von Dienstleistungen.

 

Was wünschst Du dir von deiner neuen Tätigkeit?

Ich hoffe, das bereits in der Schweiz bestehende positive Image Finnlands stärken zu können. Als ich hier ankam, bemerkte ich, dass Finnland ein positives, aber gleichzeitig subtiles Image hat. Es geht von der Schweizer Vorstellung über Finnland und der Sympathie für ein neutrales Land in der Natur aus. Dies kann gestärkt werden, und ich denke, dass Finnland dies viel besser nutzen könnte. Meine eigene Erfahrung ist, dass es für Finnen einfach ist, hier zu sein: wenn hier Leute hören, dass sie aus Finnland kommen, besteht normalerweise ein positives Interesse.

Natürlich ist es auch spannend, die vielfältige finnische Gemeinschaft hier auf neue Weise kennenzulernen. Meine Frau stammt nicht aus Finnland, daher ist der Freundeskreis nicht besonders finnisch ausgerichtet. Dies ist eine interessante Gelegenheit, die relativ grosse Anzahl von Finnen in der Schweiz kennenzulernen.

 

 

Von nun an können bestimmte konsularische Angelegenheiten beim Honorarkonsulat von Zürich behandelt werden. Wir fragen daher die Konsularmitarbeiterin Heidi Meyer-Makkonen von der Botschaft in Bern, inwiefern sich das Serviceangebot des Honorargeneralkonsulats von dem der Botschaft unterscheidet?

Honorarkonsulate können Überlebensbescheinigungen ausstellen und Kopien und Unterschriften beglaubigen. Stattdessen können beispielsweise Pass- und Personalausweisanträge nur bei der Botschaft von Finnland in Bern entgegengenommen werden.

 

Interview: Erik Ståhl