Wie die Seekuh ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte

"Es scheint dem Menschen wichtig zu sein, sich der bösen Taten gegenüber den Menschen zu gedenken, während man den bösen Taten gegenüber den Tieren kaum Aufmerksamkeit schenkt."

Iida Turpeinen vor dem Skelett der Sellerschen Seekuh im Naturhistorischen Museum in Wien. Foto: Anna Ahlbom/ ÖFG Wien
Iida Turpeinen vor dem Skelett der Sellerschen Seekuh im Naturhistorischen Museum in Wien. Foto: Anna Ahlbom/ ÖFG Wien

Der finnischen Autorin Iida Turpeinen war es eine Herzensangelegenheit, sich dem Thema Artensterben zu widmen. Sie hatte sich schon während ihres Studiums der Literaturwissenschaften in die Geschichte der Wissenschaft verknallt und war im Jahr 2016 auf der Suche nach einem Tier, mit dem sie das Thema in Form eines Romans behandeln könnte. Im Naturhistorischen Museum in Helsinki stoß sie auf das Skelett einer Stellerschen Seekuh. Als sie erfuhr, dass das Tier nur 27 Jahre nach seiner Entdeckung ausgestorben ist, wusste sie, dass sie ihr Thema gefunden hatte.  

Am 27. September war sie mit dem Übersetzer Maximilian Murmann im Literaturhaus in Wien, um ihren Debütroman „Das Wesen des Lebens“ (Elolliset) zu präsentieren. Es ist ein mitreißender Roman, in dem die Stellersche Seekuh, deren Skelett übrigens auch im Naturhistorischen Museum in Wien zu sehen ist, eine zentrale Rolle spielt. Im Roman geht es um die Geschichte des Artensterbens, aber auch darum, wie der Mensch erst langsam erkannte, dass er imstande ist, durch seine eigenen Taten andere Spezies auszurotten.

Die Ereignisse des Buches finden in drei verschiedenen Jahrhunderten statt. Während ihrer Recherche stoß Turpeinen immer wieder auf neue, faszinierende Details und vor allem starke Frauenfiguren, die sie noch ins Buch einarbeiten wollte. So kam es, dass sie ganze sieben Jahre lang an ihrem Roman arbeitete. Während dieser Zeit starben 400 Arten aus.

Der Roman hat in Finnland viel Aufmerksamkeit erregt. Die Besucherzahlen im Naturhistorischen Museum in Helsinki sind um 30 % gestiegen, das Skelett der Stellerschen Seekuh musste vor Besucherandrang mit einer Glaswand geschützt werden und einer der Figuren, der Zeichnerin Hilda Olson wird die Nationalgalerie Ateneum im kommenden Jahr eine Ausstellung widmen. Die Übersetzungsrechte sind für 27 Sprachen verkauft worden.

Nun ist der Roman auch in Österreich erhältlich (Übersetzung Maximilian Murmann, S.-Fischer-Verlag).

Eine Seekuh und eine Wundekammer von einem Buch(Auf eine andere (externe) Webseite verlinken.)
Kaum 27 Jahre Ruhm waren der Seekuh vergönnt(Auf eine andere (externe) Webseite verlinken.)

Text: Petra Hedman