Suurlähettiläs Valtteri Hirvosen puhe 105. itsenäisyyspäivän johdosta

Suomen Sveitsin ja Liechtensteinin suurlähettiläs Valtteri Hirvonen ja rouva Katrina Färm-Hirvonen isännöivät 8.12.2022 Suomen itsenäisyyspäivän vastaanoton Bernissä.

Suurlähettiläs Valtteri Hirvonen ja hänen sijaisensa Sirpa Rajasärkkä
Suurlähettiläs Valtteri Hirvonen ja hänen sijaisensa Sirpa Rajasärkkä

Hyvät suomalaiset ja Suomen ystävät,

lämpimästi tervetuloa itsenäisyyspäivän vastaanotolle täällä Bernissä!

Kära finländare och vänner till Finland,

ett varmt välkomnande till självständighetsdagens mottagning här i Bern!

 

Exzellenzen, Sehr geehrte Vertreter der Schweizerischen Eidgenossenschaft, des Kantons Bern und aus Schweizer Gemeinden, Meine Damen und Herren, liebe Finnen und Freunde Finnlands,

 

Es ist mir eine ausserordentlich grosse Freude und Ehre, Sie alle heute in so grosser Zahl hier zum Unabhängigkeitstag Finnlands begrüssen zu können.

Der Unabhängigkeitstag ist ein emotionaler Tag für alle Finnen, und noch mehr für die im Ausland lebenden, und ein wichtiger Meilenstein in unserem Jahreszyklus. Das unabhängige Finnland ist heute 105 Jahre alt.

Unsere festliche Stimmung wird in diesem Jahr allerdings durch den brutalen und unprovozierten Angriff Russlands auf die Ukraine getrübt. Vor 83 Jahren befanden wir Finnen uns in der gleichen Lage wie die Ukraine heute. Um 6:50 des 30. Novembers 1939 griff die Sowjetunion ohne Kriegserklärung, unprovoziert und das Völkerrecht grob verletzend Finnland an. Die Vorweihnachtsabende im Jahr 1939 wurden nicht wie heute von Kerzen erhellt, sondern vom Mündungsfeuer der eigenen und der feindlichen Waffen.

Damals stand die Existenz unseres Landes auf Messers Schneide. Unter grössten Opferungen während des 105 Tage dauernden Winterkriegs bewahrten wir unsere Freiheit und Unabhängigkeit. Die Parallelen zum Russischen Angriff auf die Ukraine sind frappierend.

Die Verluste im Winter- und dem darauf folgenden Fortsetzungskrieg waren verheerend. Fast jede Familie musste Opfer bringen. Das ist der Hauptgrund, warum wir bei der Feier des Unabhängigkeitstages emotional werden. Wir gedenken der Gefallenen und Vermissten und würdigen unsere Veteranen.

Auch deshalb sind wir Finnen heute in der Lage, uns in die Gefühlslage der Ukrainer hineinzuversetzen. Die Sache der Ukraine ist auch unsere Sache.

Wie die gesamte internationale Gemeinschaft trägt auch Finnland die Lasten der russischen Invasion, darunter Inflation, steigende Energiekosten und geringes Wirtschaftswachstum. Es wird sogar in Frage gestellt, ob die Strom- und Wärmeversorgung für den kommenden Winter ausreicht. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die Risiken der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und von einem Hauptlieferanten für die EU-Länder verdeutlicht. Bei Getreide und Rohstoffen treten die Risiken weltweit auf. Es ist jedoch klar, dass solange die Ukrainer für ihre Freiheit kämpfen und mit ihrem Blut bezahlen, ist uns kein wirtschaftlicher Preis zu hoch.

Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat Finnlands Sicherheitsumfeld grundlegend verändert und uns gezwungen, unsere militärische Positionierung zu überdenken. Die russische Invasion hat den Westen und die EU geeint und die transatlantische Zusammenarbeit gestärkt. Wir sind in der Europäischen Union in kommerzieller, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht stark engagiert. Militärisch hat Finnland, zusammen mit Schweden, in diesem Jahr die historische Entscheidung getroffen, der NATO beizutreten. Die Bedeutung der Europäischen Union für Finnland wird mit einer kommenden NATO-Mitgliedschaft nicht abnehmen, sondern komplementär sein.

Auch die bereits enge nordische Zusammenarbeit wird weiter ausgebaut. Eine starke nordische Verteidigungszusammenarbeit ist auch für die NATO von Vorteil. Werden Finnland und Schweden nun bald dem Bündnis beitreten, wird nicht nur die Präsenz der NATO im Ostseeraum gestärkt, sondern auch in der Arktis.

 


 

Meine Damen und Herren,

Schliesslich möchte ich zum Ausdruck bringen, wie nah sich Schweizer und Finnen heute sind. Unsere Wurzeln sind tief verwachsen. Diese gewachsene Freundschaft ist heute für unsere beiden Völker von grossem Wert und von gegenseitigem Nutzen, etwa in der Wirtschaft oder im engen Austausch auf allen Ebenen und in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Meine Frau und ich sind seit gut einem Jahr in der Schweiz und wir haben schon sehr viel Gastfreundschaft und schweizerische Herzenswärme erlebt. Das ist nicht selbstverständlich, sondern es ist Ausdruck der hervorragenden Beziehungen zwischen den Menschen in unseren Ländern. Finnen verlieren selten viele Worte, aber gerade heute fällt es mir sehr leicht. Wir Finnen kommen gerne in die Schweiz – und immer auch, um zu lernen. Wir spüren eine ganz besondere Zugewandtheit und Offenheit, mit der Sie und Ihre Landsleute uns Finnen begegnen – dafür sind wir Ihnen sehr dankbar, und wir wollen sie gern erwidern.

In diesem Sinne danke ich Ihnen noch einmal recht herzlich für ihr kommen und wünsche Ihnen einen angenehmen und fröhlichen Abend.

Zum Wohl! Kippis! Skål!