30 Jahre EU-Mitgliedschaft
Österreich, Schweden und Finnland traten der EU 1995 zur gleichen Zeit bei. Was hat man in 30 Jahren gelernt? Wie haben diese Länder von der EU profitiert und wie können sie auch in den nächsten 30 Jahren wettbewerbsfähig bleiben? Was sind die aktuellen Herausforderungen?

Diese Themen wurden im Seminar „30 years of EU Membership, staying competitive and ahead of the curve“ am 13. Februar diskutiert, das in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Wien und der schwedischen Botschaft organisiert wurde. Von finnischer Seite nahmen Botschafterin Nina Vaskunlahti, Juha Jokela, Direktor des finnischen Instituts für Außenpolitik (FIIA), Direktorin Emilia Kullas vom finnischen Forum für Wirtschaft und Politik (EVA) und Jari Luoto, Generaldirektor für EU-Angelegenheiten im Büro des finnischen Ministerpräsidenten, teil.
Fast 57 % der Finnen stimmten im Referendum 1994 für die EU-Mitgliedschaft, erinnerte Botschafterin Nina Vaskunlahti in ihrer Eröffnungsrede. Das war mehr als in Schweden (52,2 %), aber weniger als in Österreich (66,6 %). Für Finnland war der Beitritt zur EU eine sicherheitspolitische Entscheidung, ein „Game Changer, wirtschaftlich, aber auch mental“, so Vaskunlahti.
„Ein gut funktionierender Binnenmarkt ist die Grundlage für unsere strategische Wettbewerbsfähigkeit. Das zweite ist unser Zusammenhalt. Jetzt mehr denn je“, betonte Vaskunlahti. „Die EU-Mitgliedschaft hat zur Europäisierung und Globalisierung der finnischen Wirtschaft beigetragen“, sagte Juha Jokela. Für die jungen Leute von heute sind offene Grenzen eine Selbstverständlichkeit, die gemeinsame Währung hat Stabilität gebracht.
Wie Schweden und Österreich hat auch Finnland viel von der EU-Mitgliedschaft profitiert, auch wenn nicht alles perfekt ist. Der Binnenmarkt bietet enorme Vorteile, aber es könnte noch mehr erreicht werden. Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Die Unternehmen sind frustriert über die schwerfällige Bürokratie der EU, die im schlimmsten Fall die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovation untergräbt. Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer, sagte, dass die KI-Debatte ein gutes Beispiel dafür sei, wie übermäßige Regulierung die Innovation bremse. Während China und die USA in die Technologieentwicklung investierten, konzentriere sich die EU auf regulatorische Fragen. Die EU steht auch vor der Herausforderung steigender Arbeits- und Energiekosten. Die EU muss auch große Anstrengungen bei der Infrastruktur unternehmen - es gibt keinen Binnenmarkt für Strom, Gas, Straßen oder Telekommunikationsnetze“, sagte Prof. Dr. Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Wien.
Eine wesentliche Rolle für den künftigen Erfolg spielen auch Forschung und Entwicklung. „Die Wettbewerbsfähigkeit wird gestärkt, wenn die Unternehmen die Digitalisierung gut integrieren können und die öffentlichen Dienste weitgehend digitalisiert sind“, sagte Jari Luoto. Finnland wird die staatlichen Mittel für Forschung und Entwicklung bis 2030 jährlich auf 4 % des BIP erhöhen.
Die Bedeutung der Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit, der Reduktion von Bürokratie und Regulierung sowie ein klares Bekenntnis zu einem offenen internationalen Handel wurden einhellig hervorgehoben. Gemeinsam sind wir stärker!